Themenwelt

Schätze aller Art

Fotografien von Kultur, Kunst und Architektur von 1928 bis 1968

von Wera Reusch

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Eine der bedeutendsten Fotosammlungen Westdeutschlands ist jetzt im Greven Archiv Digital kostenlos zugänglich: Fast 40.000 Bilder zeigen nordrhein-westfälische Städte, Dörfer und Industriebetriebe vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die kulturellen Schätze Nordrhein-Westfalens sind Gegenstand unzähliger Aufnahmen von Paul Wolff und Alfred Tritschler. Ob Burgen, Schlösser oder Dome – die Fotografen hielten zahlreiche bedeutende Baudenkmäler fest. Manche sind in ihrer Form vor dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, manche mit Kriegsschäden. Auch die Architektur der Nachkriegszeit nimmt breiten Raum ein. 
Interessant sind nicht zuletzt die Fotografien, die Welterbestätten in Nordrhein-Westfalen zeigen. Die Unesco-Liste des Weltkulturerbes entstand erst 1978, also nach dem Tod von Paul Wolff und Alfred Tritschler. Umso erstaunlicher ist es, dass die beiden Fotografen zu ihren Lebzeiten bereits die sechs Orte in NRW besuchten, die heute zum Weltkulturerbe zählen.

 

Aachener Dom

Der Aachener Dom gehörte 1978 zu den ersten Stätten weltweit, die in die Unesco-Liste aufgenommen wurden. In der Sammlung von Wolff & Tritschler ist er mit Hunderten von Aufnahmen prominent vertreten. Eine erste umfangreiche Serie, die Alfred Tritschler zwischen 1946 und 1949 anfertigte, floss in sein Buch „Der Dom zu Aachen“ ein, das 1950 im Düsseldorfer Verlag L. Schwann erschien. Auf vielen der Fotos lassen sich Schäden erkennen, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat. 



Blick vom Katschhof auf den Aachener Dom, 1946/47



Aachener Dom, 1949



Die Innenaufnahmen vermitteln einen Eindruck des Kirchenraums in der unmittelbaren Nachkriegszeit und zeigen viele Details. 1952 kehrte Tritschler nach Aachen zurück und fotografierte zahlreiche Kunstwerke aus dem Domschatz, darunter die berühmte Karlsbüste.



Kaiserthron im Aachener Dom, 1949



Karlsbüste (nach 1349; Krone vor 1349)



Proserpinasarkophag (3. Jahrhundert n. Chr.), Detail



Brühler Schlösser

Aus Brühl gibt es zwar im Wolff & Tritschler-Archiv nur 35 Fotografien. Sie zeigen jedoch, wie Schloss Augustusburg und der Park in den 1930er-Jahren aussahen. Aufgenommen wurden sie wenige Tage vor Kriegsbeginn.



Brühl: Schlösser Augustusburg, 28. August 1939



Schloss Augustusburg Park, 28. August 1939



Kölner Dom

Die beiden Fotografen besuchten Köln mehrere Male – die ältesten Aufnahmen in ihrer Sammlung stammen aus dem Jahr 1928, die jüngsten aus dem Jahr 1968. Es überrascht kaum, dass in den Köln-Reportagen, die im Lauf von vier Jahrzehnten entstanden, der Dom eine wichtige Rolle spielt. Er ist unverzichtbarer Teil zahlreicher Stadtansichten und Panoramabilder. In Serien aus den Jahren 1928, 1939, 1951 und 1953 richteten Wolff & Tritschler ihr Augenmerk aber auch auf Details der gotischen Kathedrale. 

Zeche Zollverein

Die Zeche Zollverein in Essen fotografierte Alfred Tritschler 1952. Sie wurde 1986 stillgelegt und kam 2001 auf die Unesco-Liste des Weltkulturerbes.



Fördergerüst der Zeche Zollverein, 1952



Kloster Corvey

Die ehemalige Benediktinerabtei Corvey in Höxter wurde 2014 als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Sie erhielt den Titel insbesondere für das karolingische Westwerk der Abteikirche aus dem 9. Jahrhundert. Teil der Anlage ist auch ein barockes Schloss, das in den Aufnahmen von Wolff & Tritschler aus dem Jahr 1934 einen sehr verwunschenen Eindruck macht.



Ehemalige Abteikirche St. Stephanus und Vitus, 1934



Eingang zum Schloss Corvey, 1934



Kinder spielen auf dem Gelände von Corvey, 1934



Niedergermanischer Limes

In Xanten erinnert heute der Archäologische Park an das Leben in der ehemaligen Hafenstadt Colonia Ulpia Traiana, die eine der größten militärisch geprägten Siedlungen des Limes war. Seit 2021 zählt der Niedergermanische Limes zum Weltkulturerbe. Wolff & Tritschler hielten das (inzwischen wieder rekonstruierte) römische Amphitheater in Xanten im Jahr 1938 fest, als nur dessen Fundamente zu sehen waren.



Reste des römischen Amphitheaters in Xanten, 1938



Kirchen, Burgen, Schlösser

Auch von vielen anderen nordrhein-westfälischen Baudenkmälern, die nicht von der Unesco geadelt wurden, finden sich im Wolff & Tritschler-Archiv interessante historische Aufnahmen – aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und aus den 1950er-Jahren.  

Kunst des Mittelalters

Eine Sonderstellung im Oeuvre von Alfred Tritschler nehmen Hunderte Aufnahmen mittelalterlicher Kunstwerke ein, die er 1948 anfertigte. Die fotografierten Objekte stammten überwiegend aus dem Kölner Schnütgen-Museum, aber auch aus Kirchen und anderen Museen innerhalb und außerhalb von Köln. Hintergrund des Auftrags waren Ausstellungen über romanische und gotische Kunst. 



Madonna auf breitem Thronsitz (um 1270)



Kruzifixus aus St. Georg in Köln (letztes Drittel 11. Jh.)



Engelskopf aus dem Chor des Kölner Doms (um 1300)



Alfred Tritschler schuf nicht nur ausdruckstarke Aufnahmen zahlreicher Skulpturen, sondern fotografierte auch Gemälde aus dem Kölner Wallraf-Richartz-Museum in Schwarz-Weiß und in Farbe, darunter berühmte Werke von Stefan Lochner, insbesondere deren Details.



Die Muttergottes in der Rosenlaube von Stefan Lochner (um 1440-1442), Detail



Das Weltgericht von Stefan Lochner (um 1400/1410-1451), Detail



Architektur der Nachkriegszeit

Bei seinen Städtereportagen nach dem Zweiten Weltkrieg galt das Interesse Alfred Tritschlers nicht zuletzt dem Wiederaufbau und Neubau von Gebäuden und Infrastruktur. Eine Serie, die 1950 in Düsseldorf entstand, nahm gezielt Bauarbeiter in den Blick, im Juni 1953 widmete er sich unter anderem der Hanielgarage, in den 1960er-Jahren hielt er das Dreischeibenhaus fest.

In Krefeld entstanden 1953 und 1955 Aufnahmen der wiederaufgebauten Uerdinger Brücke über den Rhein. In Bonn fotografierte Alfred Tritschler Mitte der 1950er-Jahre neue Gebäude, die notwendig geworden waren, weil die Stadt jetzt Hauptstadt war. In Köln dokumentierte er die 1959 fertiggestellte Severinsbrücke.

Im Jahr 1965 nahm der Fotograf mehrere markante Kulturbauten der Nachkriegszeit auf, wie die Oper und die Beethovenhalle in Bonn und die Grugahalle in Essen. 



Bonner Oper nach ihrer Fertigstellung, 1965



Die 1959 eröffnete Beethovenhalle in Bonn, 1965



Die 1958 fertiggestellte Grugahalle in Essen, 1965


 

Pressekontakt
Irene und Sigurd Greven Stiftung, Dr. Dennis Janzen
Tel.: 0221/2033-167 | dennis.janzen@greven-stiftung.de


Unterstützt wurde das Projekt „Die Geburt von Nordrhein-Westfalen. Industrie, Landschaft, Kultur“ von der NRW-Stiftung, der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen und der Landeszentrale für politische Bildung NRW.