Themenwelt

Auf dem Land und in der Stadt

Fotografien von Alltag und Leben in den 1930er- und 1950er-Jahren

von Wera Reusch

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Eine der bedeutendsten Fotosammlungen Westdeutschlands ist jetzt im Greven Archiv Digital kostenlos zugänglich: Fast 40.000 Bilder zeigen nordrhein-westfälische Städte, Dörfer und Industriebetriebe vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Paul Wolff und Alfred Tritschler waren keine Vertreter einer sozialdokumentarischen Fotografie, die auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen möchte. Die beiden Fotografen erfüllten vielmehr die Vorgaben ihrer Auftraggeber, denen daran gelegen war, die jeweiligen Arbeits- und Lebensverhältnisse in günstigem Licht darzustellen. Dennoch geben die Fotografien von Wolff & Tritschler Aufschluss über den Alltag und das Leben der Menschen in ihrer Zeit. Dies gilt insbesondere für die Bilder, die ohne konkreten Auftrag entstanden.

 

Leben auf dem Land

Die fast 1000 Bilder, die in der Wolff & Tritschler-Sammlung unter dem Stichwort „Westfalenfahrt“ zu finden sind, vermitteln einen Eindruck davon, wie ländliches Leben im Jahr 1934 aussah. Der Fotograf, der damals unter anderem Nottuln-Appelhülsen im Münsterland, Blankenau im Weserbergland und Horn-Bad Meinberg im Lipperland besuchte, interessierte sich vor allem für die Arbeit in der Landwirtschaft und das bäuerliche Leben.

Eine Serie, die abends in einem Münsterländer Bauernhaus entstand, besticht durch ihre Hell-Dunkel-Kontraste. Außerdem gelangen dem Fotografen auf seiner Reise durch Westfalen viele schöne Porträts. 

Doch auch im Rheinland dokumentierten die Fotografen landwirtschaftliche Tätigkeiten und nicht zuletzt die Vermarktung von Obst und Gemüse aus dem Vorgebirge in Roisdorf.

Leben in der Stadt

Städtisches Leben in den 1930er-Jahren dokumentiert eine kleine Serie über das Kölner Nachtleben.

Umfangreich dokumentiert ist das Leben in Aachen, Düsseldorf und Köln in den 1950er-Jahren. Alfred Tritschler nahm bei diesen Reportagen den Wiederaufbau in den Blick, zeigte markante Gebäude, Plätze und Straßen, Geschäfte, Cafés und Gaststätten. Auf einigen Fotos sind noch die Schäden des Zweiten Weltkriegs zu sehen, vorherrschend sind jedoch die geschäftige Atmosphäre, die das Wirtschaftswunder kennzeichnete, und der zunehmende Wohlstand, der damit einherging.

Freizeit

Über Freizeit und Erholung vor dem Zweiten Weltkrieg geben die Fotografien im Wolff & Tritschler-Archiv ebenfalls Auskunft. Serien über Bad Driburg und Bad Oeynhausen, die vermutlich zu Reklamezwecken dienten, preisen den gepflegten und mondänen Charakter der Kurorte an. 

Bei einer Reise durch das Rheinland im August 1939 beobachtete der Fotograf wenige Tage vor Kriegsbeginn Badevergnügen in Bonn und Düsseldorf. 

Wohnen

In der Sammlung Wolff & Tritschler gibt es eine umfangreiche Dokumentation von Siedlungen des Eschweiler Bergwerks-Vereins. Sie entstand anlässlich des 120. Jubiläums des Unternehmens 1958 und ist daher stark idealisiert. Dennoch vermitteln die Fotografien eine Ahnung davon, wie Bergarbeitersiedlungen in den 1950er-Jahren aussahen bzw. gedacht waren. 

Verkehr

Während in den ersten Nachkriegsjahren meist Fahrrad, Bus und Bahn als Verkehrsmittel genutzt wurden, nahm der Autoverkehr in den 1950er-Jahren deutlich zu. Immer mehr Menschen konnten sich ein Auto leisten. Populär war insbesondere der VW-Käfer. In den Städten mussten sich Autos, Busse, LKWs, Straßenbahnen, Fußgänger, Fahrräder und Motorräder miteinander arrangieren, wie auf vielen Fotos von Alfred Tritschler zu sehen ist.

Die Autobahnen waren in den 1950er-Jahren dagegen noch vergleichsweise leer.

Mode

Nach den Entbehrungen während des Zweiten Weltkriegs erlebte die Mode in den 1950er-Jahren einen Aufschwung. Das beweisen Aufnahmen aus einem Modeatelier in Düsseldorf aus dem Jahr 1950. Eine Serie von Alfred Tritschler über das Modehaus M. Baltz in Bochum macht ebenfalls deutlich, dass mit zunehmender Wirtschaftskraft auch das Interesse an modischer Kleidung stieg. 

Brauchtum

Religiöses und weltliches Brauchtum spielte in der Arbeit von Wolff & Tritschler keine zentrale Rolle, doch finden sich in ihrem Archiv auch dazu Aufnahmen aus Nordrhein-Westfalen. So dokumentierten sie zum Beispiel im Lipperland eine traditionelle Tracht und am Niederrhein den Pilgerort Kevelaer.

Im Jahr 1950 beobachtete Alfred Tritschler in Düsseldorf den Karneval und einen St. Martinszug.

Pressekontakt
Irene und Sigurd Greven Stiftung, Dr. Dennis Janzen
Tel.: 0221/2033-167 | dennis.janzen@greven-stiftung.de


Unterstützt wurde das Projekt „Die Geburt von Nordrhein-Westfalen. Industrie, Landschaft, Kultur“ von der NRW-Stiftung, der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen und der Landeszentrale für politische Bildung NRW.