Themenwelt
Nicht nur Kohle und Stahl
Industriefotografien aus den 1930er- bis 1960er-Jahren
von Wera Reusch
Alle Fotos von Paul Wolff und Alfred Tritschler, wenn nicht anders angegeben.
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Eine der bedeutendsten Fotosammlungen Westdeutschlands ist jetzt im Greven Archiv Digital kostenlos zugänglich: Fast 40.000 Bilder zeigen nordrhein-westfälische Städte, Dörfer und Industriebetriebe vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ein Schwerpunkt der Bilder von Wolff & Tritschler aus Nordrhein-Westfalen liegt auf der Industriefotografie. Umfangreiche Reportagen aus mehr als 100 Betrieben verdeutlichen die Stärken der rheinischen und westfälischen Unternehmen. Die Aufnahmen spiegeln nicht zuletzt die Geburt Nordrhein-Westfalens wider und machen Zusammenhänge deutlich, die der Gründung des Bundeslands durch die Briten 1946 zugrunde lagen. Denn bereits in der Weimarer Republik gab es auf deutscher Seite Pläne, die einen Zusammenschluss der nördlichen Rheinprovinz mit Westfalen vorsahen.
Für die Forschung sind die bislang weitgehend unbekannten Bilder von Wolff & Tritschler eine wichtige Quelle zur Geschichte der Industrie im heutigen Nordrhein-Westfalen. Doch sind sie auch für Menschen interessant, die sich zum Beispiel mit ihrer Familiengeschichte beschäftigen. Denn sie bieten ihnen die Möglichkeit, Firmen kennenzulernen, in denen ihre Eltern oder Großeltern gearbeitet haben – und diese womöglich auf den Fotos wiederzuerkennen.
Industriestandort NRW
Die Industrieaufnahmen umfassen eine große zeitliche Spanne – von Mitte der 1930er bis Mitte der 1960er-Jahre – und viele Branchen. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Montan- und Metallindustrie stark vertreten. Auch Aufnahmen einer Raffinerie und einer Werft sowie von Kraftwerken und Maschinenbaufirmen finden sich in der Sammlung.
Doch wurde im Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens auch anderes produziert: Stoffe und Textilien, Dünger und Arzneimittel, Holzprodukte und Papier, Glas und Gummi, Kameras, Autos, Schokolade, Mineralwasser und vieles mehr. Die Fotografien von Wolff & Tritschler dokumentieren sowohl große Industriekonzerne als auch mittelständische Unternehmen und kleine Betriebe.
Festschriften und Werbung
Häufig wurden die Fotografen beauftragt, ein Unternehmen anlässlich eines Jubiläums zu porträtieren. Auf diese Weise entstand zum Beispiel eine Serie über die Firma Goetze in Burscheid, die den Kolbenring für Ottomotoren erfand. Die Fotos veröffentlichte das Unternehmen 1937 in seiner Festschrift „50 Jahre Hände am Werk“.
Manche der Fotos aus nordrhein-westfälischen Betrieben wurden zu Werbezwecken angefertigt. Die Wahl der Motive offenbart eine große Spanne - von extremer Inszenierung bis zu reizvollem Arrangement.
Menschen und Maschinen
Tausende Fotos zeigen Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz. Die Fotografen dokumentierten auf diese Weise die Produktionsabläufe in allen Einzelheiten, samt den entsprechenden Anlagen, Maschinen, Werkzeugen und Produkten. Gleichzeitig stellten sie dabei aber auch die Menschen vor, deren Arbeit und Fähigkeiten unabdingbar waren für die Produktion.
Es gibt im Wolff & Tritschler-Archiv zudem dezidierte Arbeiterporträts – vor allem, aber nicht nur von Bergarbeitern.
Farbfotografie der 1950er-Jahre
Die Sammlung besteht überwiegend aus Schwarz-Weiß-Fotografien, doch gibt es aus den 1950er-Jahren auch Farbaufnahmen. In einigen Fällen verstärkt die Farbe die Dramatik einer Situation, in anderen dient sie dazu, die Fertigung und die Produkte anschaulich zu machen – insbesondere in der Textilindustrie.
Jenseits der Produktion
Paul Wolff und Alfred Tritschler hielten in ihren Reportagen nicht nur Arbeitsprozesse in allen Einzelheiten fest, sondern oft auch andere Bereiche und Aktivitäten in den Unternehmen.
Einige Firmen waren bemüht, in den fotografischen Dokumentationen auch auf ihre sozialen Einrichtungen hinzuweisen.
Betriebskindergarten der Textilfirma Gebrüder Laurenz in Ochtrup, 1954
Fotografisch gut dokumentiert sind zum Beispiel Siedlungen und andere Einrichtungen des Eschweiler Bergwerks-Vereins, der Alfred Tritschlers Aufnahmen in den Büchern „Schwarzes Brot“ (1958) und „Bergleute. Menschen und Schicksale beim Eschweiler Bergwerks-Verein“ (1961) veröffentlichte.
Von Wolff & Tritschler fotografierte Unternehmen in NRW, die im Greven Archiv Digital zu finden sind:
Aachen
Färberei P. Rouette und Söhne (1952)
Trumpf Schokolade (1956 und 1959)
Alsdorf
Eschweiler Bergwerks-Verein (1958)
Bad Driburg
Bad Driburger Brunnen (1938)
Beckum
Zementwerke Dyckerhoff (1935)
Bielefeld
Wäschefabrik Dornbusch (1950)
Hermann Windel GmbH (1952)
Bochum
Eisen- und Hüttenwerke Bochum AG (1938)
Gebr. Eickhoff Maschinenfabrik (1942)
Modehaus Baltz (1952)
Burscheid
Goetze-Werk AG (1936)
Weberei Thiel (1952)
Dortmund
Deutsche Edelstahlwerke AG (1938)
Dortmund-Hörder Hüttenunion (1952)
Hoesch AG (1950)
Siemens-Schuckert-Werke (1953)
Westfalenhütte der Hoesch AG (1954)
Düren
Anker Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG (1952)
Düsseldorf
Auto Union (1950)
Demag AG (1950 und 1958)
Deutsche Röhren AG (1935)
D.K.W. (1954)
Druckerei Schwann (1950)
Feldmühle (1950)
Gerresheimer Glashütte (1950)
Gutehoffnungshütte (1935)
Henkel (1951)
Jagenberg (1950)
Kammgarnspinnerei Düsseldorf (1953)
Konstruktiva Röhrenbau (1948)
Mannesmann Röhrenwerke (1952)
Rheinische Röhrenwerke (1950 und 1951)
Robot (1950)
Schiess (1950)
Schröder, Voigt & Co. (1938)
Vereinigte Kesselwerke (1950)
Vereinigte Walzenwerke (1950)
Walther Flender KG (1946)
Weizenmühle Plange (1950)
Duisburg
August-Thyssen-Hütte (1954)
Berzelius Metallhütten GmbH (1935)
Demag AG (1952)
Deutsche Edelstahlwerke AG (1938)
Emschergenossenschaft (1952)
Hafen (1939 und 1955)
Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG (1939)
Meidericher Hütte (1952)
Niederrheinische Hütte AG (1950)
Eschweiler
Firma F. A. Neumann Eschweiler Stahl- und Anlagenbau (1942)
Essen
Essener Steinkohlenbergwerke AG (1960)
Glaswerke Ruhr AG (1935)
Johann Wilhelm Scheidt AG (1953)
Schwefelfabrik der Ruhrgas AG (1935)
Zeche Zollverein (1952)
Gelsenkirchen
Großfleischerei Aldenhofen (1948)
Kokerei Nordstern (1935)
Gütersloh
Wirus-Werke W. Ruhenstroth (1964)
Gummersbach
Textilunternehmen Leopold Krawinkel (1953)
Hagen
Hoesch AG (1954)
Stahlwerk Kabel C. Pouplier jr. GmbH (1955)
Hattingen
Deutsche Edelstahlwerke AG (1938)
Heinsberg
Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG (1950)
Herdecke
Heinrich Habig AG (1952)
Herzogenrath
Eschweiler Bergwerks-Verein (1957, 1958, 1960)
Herzogenrather Glaswerke (1938)
Horrem (Kerpen)
Lurgi-Thermie GmbH (1935)
Köln
A Nattermann & Cie. (1938)
Bierbaum-Proenen (1937)
J. Pohlig AG (1953)
Opekta GmbH (1935)
Esso-Raffinerie (1958)
Krefeld
Carl Zangs AG (1950)
Deutsche Edelstahlwerke AG (1937, 1938, 1939, 1954/55)
Krefelder Stahlwerke AG (1952)
Minhorst & Schultes (1952)
TAG Textilausrüstungs-Gesellschaft Schroers GmbH & Co. KG (1952)
Verseidag AG (1950)
Kreuztal-Eichen
Einmannbergwerk von Otto Rompf (1938)
Walzwerke Eichen (1938)
Leverkusen
IG Farben AG (1938)
Marl
Chemiepark Marl (1957)
Moers
Zeche Rheinpreußen (1950, 1951, 1964)
Mönchengladbach
C. O. Langen & Co.' (1953)
Karl Josef Otten GmbH & Co. KG (1953, 1955)
Kühn, Vierhaus & Cie. AG (1938)
Maschinenfabrik Meer (1953)
Mülforter Zeugdruckerei und Färberei GmbH (1952)
Schorch-Werke AG (1952)
Mülheim an der Ruhr
Rheinische Röhrenwerke AG (1951, 1952, 1953)
Neuss
Nationale Radiator-Gesellschaft (1935)
Rheinische Schraubenfabrik Bauer und Schaurte (1934, 1938)
Oberhausen
Deutsche Werft AG (1953)
Gutehoffnungshütte (1953)
Ruhrchemie AG (1950, 1951)
Ochtrup
Gebrüder Laurenz (1952, 1954, 1959, 1960)
Remscheid
Deutsche Edelstahl-Werke AG (1935, 1938)
Mannesmann AG (1952)
Siegen
Waldrich Siegen (1938, 1939)
Solingen
Kronprinz AG (1952)
Wanne-Eickel
Hibernia AG (1950)
Witten/Ruhr
Imhausen-Chemie (1948)
Mannesmann AG (1952)
Wuppertal
Erfurt & Sohn KG (1952)
Färbereigesellschaft August Voss (1952)
G. Wittenstein-Troost GmbH & Co. KG (1952)
Gebrüder Wylach (1952)
Glanzstoff AG (1952)
Rheinisch-Westfälische Kalkwerke (1953)
Robert Dahlmanns GmbH & Co. KG (1952)
Rudolf Ziersch & Söhne KG (1952)
Stocko Contact GmbH & Co. KG (1942, 1951)
Trierer Walzwerk (1950)
Vorwerk & Sohn (1951)
Pressekontakt
Irene und Sigurd Greven Stiftung, Dr. Dennis Janzen
Tel.: 0221/2033-167 | dennis.janzen@greven-stiftung.de
Unterstützt wurde das Projekt „Die Geburt von Nordrhein-Westfalen. Industrie, Landschaft, Kultur“ von der NRW-Stiftung, der Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen und der Landeszentrale für politische Bildung NRW.






























































