Themenwelt

Fotografische Spaziergänge mit Bernd Alois Zimmermann

Eine digitale Ausstellung

Zusammengestellt und kommentiert von Bettina Zimmermann


Biografische Skizze

Bernd Alois Zimmermann (1918–1970) zählt zu den bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Neben teils groß besetzten Orchesterwerken schrieb er Kammermusik sowie eine beträchtliche Anzahl Bearbeitungen und Arrangements für den Rundfunk (mit dem WDR als wichtigem Auftrag- und »Brötchengeber«), darunter zahlreiche Hörspielmusiken. Auch Jazz findet sich in seinem Werk, und seine Liebe zum Tanz drückt sich in etlichen Stücken aus, die er als Ballettmusik komponiert hat.
Eines seiner wichtigsten Werke ist die Oper »Die Soldaten«. Sie wurde 1965 im Kölner Opernhaus mit dem Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Michael Gielen uraufgeführt und machte ihn anschließend auch international bekannt. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde sie nicht nur in zahlreichen deutschen Städten in unterschiedlichen Inszenierungen auf die Bühne gebracht, sondern ebenso in der Schweiz, in Österreich, Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, den USA, Russland, Japan und Argentinien.
»Die Soldaten« erleben nun im Januar 2024 in den Philharmonien von Köln, Hamburg und Paris konzertante beziehungsweise halbszenische Aufführungen, erneut mit dem Gürzenich-Orchester, nun unter der Leitung seines gegenwärtigen Kapellmeisters, des Kölner Generalmusikdirektors François-Xavier Roth.
 

Geboren wurde Zimmermann im heute zu Erftstadt gehörenden Dorf Bliesheim in der Voreifel als Sohn eines Stellwerkmeisters bei der Eisenbahn und einer Hausfrau; er war das zweite von drei Kindern. Seine Gymnasialzeit verbrachte er als Internatsschüler im Hermann-Josef-Kolleg am Salvatorianerkloster Steinfeld bei Urft in der Eifel, sein Abitur legte er am Apostelgymnasium in Köln ab. Fast unmittelbar danach wurde er zunächst zum Arbeitsdienst und im Anschluss daran sofort zum Kriegsdienst eingezogen, den er als Meldereiter bei der Kavallerie in Frankreich, Polen und Russland absolvierte. Nach zahlreichen, zum Teil langen Lazarettaufenthalten wurde er Ende 1942 als »zum Wehrdienst untauglich« erklärt. Zwischen 1943 und 1947 studierte er (mit einigen kriegsbedingten Unterbrechungen) Schulmusik und Komposition in Köln. Hier verbrachte er auch den größten Teil seines Lebens; man kann ihn also mit Fug und Recht als »Kölner« bezeichnen – wobei ihm wahrscheinlich »Rheinländer« besser gefallen hätte.
Freundschaftlich verbunden war er auch mit einem weiteren Kölner: mit dem Schriftsteller Heinrich Böll. Seit den 1950er Jahren bis Anfang der 1960er besuchten sich die Familien Zimmermann und Böll – beide mit jeweils drei Kindern – häufiger.
 

Die lokale Verbundenheit Zimmermanns mit dem Rheinland und Köln stand jedoch nicht seiner ausgeprägten Reiselust entgegen, die ihn – oft zusammen mit seiner Familie – nach Italien, Frankreich, Dänemark, in die Schweiz, nach Österreich und immer wieder an die Nordsee führte.
Zweimal ermöglichte ihm das Stipendium des Rompreises, in der Villa Massimo in Rom leben und arbeiten zu dürfen: das erste Mal 1957 für knapp sechs Monate, davon den größten Teil gemeinsam mit seiner Frau; das zweite Mal 1963/64 ein knappes Jahr lang, diesmal mit seiner Frau und den (damals) zwei Kindern. Beide Romaufenthalte, die er als großes Glück empfand, waren für ihn und sein kompositorisches Schaffen immens wichtig, vor allem der zweite, der ihm die Fertigstellung seiner Oper »Die Soldaten« ermöglichte. Italien blieb zeit seines Lebens Sehnsuchtsort für ihn, insbesondere Rom mit der Villa Massimo, aber auch das Dorf Olevano Romano mit der dort gelegenen Dependance der Villa Massimo, der Casa Baldi, die er wegen der dortigen idealen Arbeitsbedingungen schätzte.
Sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt blieb jedoch Köln. Ab Anfang der 1950er Jahre galt es, seine wachsende Familie zu ernähren, was die prekäre Situation eines »freischaffenden« Komponisten kaum möglich machte. Nach jahrelangen Auftragsarbeiten für den Rundfunk bekam er schließlich 1958 einen Lehrauftrag an der Kölner Musikhochschule, an der er dann zunächst als Hauptfachlehrer, später als Professor und Leiter einer Hochschulklasse für Komposition unterrichtete sowie ein Seminar für Hörspiel-, Film- und Bühnenmusik leitete.
In seinen letzten drei Lebensjahren wohnte er mit seiner Familie in Großkönigsdorf bei Köln (heute Frechen-Königsdorf).
 


Publikationen mit umfassenden Informationen zu Zimmermanns Leben und Werk

Henrich, Heribert. (2013). Bernd Alois Zimmermann Werkverzeichnis: Verzeichnis der musikalischen Werke von Bernd Alois Zimmermann und ihrer Quellen. Mainz.

Konold, Wulf (Hrsg.). (1986). Bernd Alois Zimmermann. Dokumente und Interpretationen. Köln.

Zimmermann, Bernd Alois. (2020). Intervall und Zeit, herausgegeben von Rainer Peters (2., vollständig überarbeitete und erweiterte Ausgabe). Hofheim und Mainz.

Zimmermann, Bettina. (2018). con tutta forza. Bernd Alois Zimmermann. Ein persönliches Portrait. Dokumente, Briefe, Fotos, Zeitzeugen. Hofheim.
 


Zu Zimmermanns Fotografien

Zu fotografieren begann Zimmermann mit dem Beginn seines Ehe- beziehungsweise Familienlebens Anfang der 1950er Jahre. So verwundert es nicht, dass ein erheblicher Teil seines fotografischen Nachlasses aus Familien- und Reisefotos besteht, angefertigt zum Zwecke der Dokumentation und als Erinnerungshilfe (»Erinnerungsfotos«). Das war vielleicht ein Grund, aber sicherlich nicht der wichtigste Anreiz zum Fotografieren, das ihn – über die Jahre in unterschiedlichen Gewichtungen – bis zu seinem Lebensende begleitete, und das ungeachtet seines von Kindheit an schlechten Sehens, das sich im Laufe seines Lebens noch verschlimmerte.
Musik, Tanz, Theater, in gewisser Weise auch Film sind Zeit-Künste: Sie finden in der Zeit statt, sie arbeiten mit ihr als »Werkstoff« (Zeitdehnung, Zeitraffung, Simultaneität etc.) und erzeugen auf je eigene Weise ein bestimmtes Zeitgefühl, Zeiterleben (beim Hören, Zuschauen, Ausüben). Und: Sie alle – in besonderer Weise Musik und Tanz – sind dem Vergehen unterworfen. Ein Foto hingegen stemmt sich gegen das Vergehen (und Vergessen), indem es gleichsam die Zeit anhält und einen winzigen Ausschnitt aus ihr »auf ewig« einfriert. Als Komponist und »Zeit-Künstler« scheint Zimmermann an der Fotografie unter anderem auch dieses Gegenteil des (Ver)Fließens gereizt zu haben.
 

Durch eine Kameralinse auf Natur, Menschen, Landschaften, Gebäude zu blicken mit dem Ziel, sie auf ein Foto zu bannen, bedeutet ein aufmerksames Hinsehen und Wahrnehmen und damit vielleicht auch ein intensiveres »Sich-Aneignen«, als es durch bloß flüchtiges Anschauen möglich ist: eine Form des Sich-Vertiefens in den Gegenstand des Interesses (ein Mensch, eine Landschaft etc.), die sich mit Hilfe des Fotos sogar vielfach fortsetzen lässt, denn ich kann das Bild immer wieder aufs Neue anschauen. So betrachtet sind Fotografieren und Zeichnen entfernt miteinander verwandt.
So war ein weiterer nicht unwesentlicher Aspekt seines Fotografierens sicherlich auch der, sich mit der Kamera ein Instrument an die Hand zu holen, um dem seit seiner Jugend bestehende Interesse an Bildender Kunst nachzugehen und als »Augenmensch« (nur scheinbar ein Widerspruch zu seinem schlechten Sehvermögen) auch seiner Liebe zum Visuellen Raum zu geben. Und dies ohne die Bürde seines sonst so hohen künstlerischen Anspruchs an sich selbst.
Zimmermanns fotografische Ambitionen gleichen also keinesfalls denen eines professionellen Fotografen, der sein Metier auf hohem technischen Niveau als Kunst betreibt. Und doch schaute er mit den Augen eines Künstlers auf die Welt – und durch die Kameralinse. Das beeinflusste die Wahl seiner Motive, die Bestimmung von Bildausschnitten oder auch die Häufigkeit, mit der er bei ein und demselben Motiv hintereinander auf den Auslöser drückte (wollte er da eigentlich filmen, oder war es »nur« die Suche nach dem einen guten, dem besten Bild?). Insofern erzählen seine Bilder sicherlich nicht nur etwas über ihn als Menschen, sondern auch etwas über ihn als Künstler. Ob sich Bezüge zwischen seinen Fotos und seinem kompositorischen Werk herstellen lassen, diese Frage ist auf den ersten, flüchtigen Blick nicht zu beantworten, aber durchaus eine Überlegung wert.
Ein heute womöglich etwas kurios anmutender Nebenaspekt und praktischer Nutzen seines Fotografierens soll nicht unerwähnt bleiben: Zimmermann machte von einigen wenigen seiner handgeschriebenen Partituren Fotos, um – wie man heute sagen würde – »Sicherungskopien« von ihnen herzustellen, beispielsweise wenn er auf Reisen war und das handschriftliche Original nicht zu einem Kopisten geben konnte. Copy-Shops gab es zu seinen Lebzeiten nicht.
 


Zu Bernd Alois Zimmermanns fotografischer Praxis

Welchen Fotoapparat Zimmermann verwendete, lässt sich heute nicht mehr herausfinden – neben den erhaltenen Negativen belegt aber auch eine auf einigen Fotos sichtbare Lederhülle mit Tragriemen, dass es sich um eine Kleinbildkamera gehandelt hat. Den mit Abstand größten Teil seiner Bilder fotografierte er mit Rollfilmen in Schwarz-Weiß, sehr wenige in Farbe, und Dias finden sich im Nachlass überhaupt nicht. Dieser umfasst 193 belichtete Rollfilme mit jeweils durchschnittlich 36 Aufnahmen. Die originalen Negativstreifen oder -rollen der Filme liegen im Bernd-Alois-Zimmermann-Archiv der Akademie der Künste, Berlin. Sie wurden auf Betreiben der Akademie vor einigen Jahren sämtlich digitalisiert.
Zimmermann bewahrte seine belichteten Negativstreifen sorgfältig in den damals üblichen, ziehharmonikaartig faltbaren Pergaminhüllen auf, die auf ihrer papiernen Außenseite beschriftet werden konnten: eine sehr praktische Negativ-Kartei, die er zum Teil akkurat mit Kurzinformationen zu Orten, Daten sowie Motiven führte und in der sich nahezu alle seiner nachgelassenen Filme befanden.
Das Fotogeschäft seines Vertrauens war Foto Steins auf der Hohe Straße 117, nicht weit vom Funkhaus am Wallrafplatz. Im Aufdruck auf den Pergaminhüllen von Zimmermanns Negativ-Kartei warb es für sich mit der Zeile: »Ihr Kleinbildspezialist. Fotohaus Steins. Das Haus für anspruchsvolle Stammkunden« – und das war Zimmermann tatsächlich über viele Jahre: Er ließ dort fast alle seine belichteten Filme entwickeln und Vergrößerungen von Bildern anfertigen. Beinahe für jeden Film bestellte er Kontaktstreifen (später Kontaktbögen), anhand derer er entschied, von welchen Fotos er Papierabzüge in Auftrag geben wollte. Oft zeichnete er auf dem Kontaktstreifen mit Stift und Lineal genauestens ein, welcher Ausschnitt des Bildes abgezogen werden sollte. Auch die Größe der Abzüge, ob mit oder ohne Rand, ob matt oder glänzend und welches Papier verwendet wurde — all das war ihm wichtig.
 


Zum Aufbau der digitalen Ausstellung

Als Kuratorin dieser Ausstellung möchte ich mich an dieser Stelle kurz vorstellen: Ich bin Bettina Zimmermann, die Tochter von Bernd Alois Zimmermann. Seit vielen Jahren betreue ich seinen fotografischen Nachlass und bin dementsprechend vertraut mit den (weiter oben bereits erwähnten) 193 Kleinbildfilmen.

Aus den knapp 7000 Fotos werde ich eine begrenzte Auswahl treffen, die im Laufe der kommenden Monate hier zu einer digitalen Ausstellung anwachsen soll: ein work in progress, das einen kleinen Einblick in die für einen Komponisten vielleicht unvermutete Betätigung als (Amateur-)Fotograf geben möchte. Wenn Zimmermann auch in erster Linie Komponist war, so war er doch zugleich auch aufmerksamer Zeitzeuge, neugieriger Reisender, Ehemann und Vater, Kölner respektive Rheinländer, Flaneur und eifriger Spaziergänger.
In meine Auswahl nehme ich zum Teil auch »missglückte« (also unscharfe, verwackelte oder nicht optimal belichtete) Fotos mit hinein, wenn das Motiv oder der dokumentarische Wert dies rechtfertigt.

Die »Fotografischen Spaziergänge«, zu denen diese Ausstellung einlädt, führen an verschiedene Orte Kölns und der Voreifel in den 50er und 60er Jahren, nach Rom und andere Orte in Italien und möchten Betrachterinnen und Betrachter dort an Zimmermanns Blicken auf Landschaften, Bauwerke, Städte und Menschen teilhaben lassen.

Aus Anlass der drei konzertanten Aufführungen seiner Oper »Die Soldaten« im Januar 2024 in Köln, Hamburg und Paris soll der erste der Spaziergänge in den Großen Sendesaal des WDR in Köln führen: Dort hat Zimmermann im Februar und März 1965 während der Schallplattenaufnahmen seiner Oper mit dem Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Michael Gielen 17 Fotos gemacht.

Bettina Zimmermann, Köln, Januar 2024
 


Schallplattenaufnahme der Oper »Die Soldaten«, Köln 1965, WDR – Großer Sendesaal, Gürzenich-Orchester unter der Leitung von Michael Gielen

Die Tonaufnahmen fanden nur kurze Zeit nach der Uraufführung (15. Februar) am 21./22. Februar und am 2./3.März 1965 statt. Alle Fotos, die Zimmermann während dieser Tage aufnahm, sind sehr dunkel, was er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht beabsichtigt hat. Trotz ihrer fast »nächtlichen« Schwärze hat diese Serie über den dokumentarischen Wert hinaus durchaus auch einen fotografischen Reiz, einen atmosphärischen ohnehin. Die komplette Serie umfasst 17 Fotos, von denen hier 15 gezeigt werden.


In die Kamera blickend der Dirigent Michael Gielen, links neben ihm die Sopranistin Edith Gabry (Sängerin der Marie), ganz rechts der Komponist und Korrepetitor Heinz Martin Lonquich, ganz links der WDR-Redakteur Otto Tomek



Blick auf Notenpulte, 2 Harfen, Glockenspiele, Orgelmanual rechts, Schlagzeug im Bildhintergrund, Mitte links der erhöhte Sitz des Dirigenten, vereinzelte Musiker, Großer Sendesaal des WDR Köln



vorne: die Pianistin Annemarie Bohne, in der Bildmitte Michael Gielen (mit Zigarillo) über die Partitur gebeugt, im Hintergrund Edith Gabry



Probensituation: Michael Gielen rechts am Pult stehend, vermutlich den Streichern etwas erklärend (Wahrscheinlich hat Zimmermann dieses Foto durch die Scheibe des Regieraumes aufgenommen.)



v. l. n. r.: In der Bildmitte Michael Gielen mit der Partitur neben Annemarie Bohne, ganz rechts Heinz Martin Lonquich



Probensituation: Gesamtansicht aus dem Zuschauerraum auf das in Aktion befindliche Orchester im Großen Sendesaal des WDR, in der Mitte am erhöhten Dirigentenpult stehend Michael Gielen



rechts im Bild, von vorne nach hinten: Annemarie Bohne, Michael Gielen (in der Partitur blätternd), Edith Gabry



zwei Tontechniker (?) im Technikraum



Gruppenbild: vorne Heinz Martin Lonquich, hinten rechts unter der Uhr Annemarie Bohne, links neben ihr Otto Tomek, in der Mitte sitzend vermutlich Edith Gabry



Probensituation: Blick auf das in Aktion befindliche Orchester, auf den Dirigenten Michael Gielen schauend, fotografiert von einer Position direkt hinter zwei Schlagzeugern



Blick auf den erhöhten Dirigentensitz links, einige Notenpulte, Mikrofone und Lampen der Bühnenbeleuchtung und einen Ausschnitt des mit Ausnahme von zwei einander grüßenden Personen leeren Großen Sendesaals



Details im Sendesaal: zwei Harfen, Glockenspiel, einige Pulte mit zugeklappten Partituren, von der Decke hängende Mikrofone



Details im leeren Sendesaal: Partituren auf Pulten, Lampen, Schlagwerk



Gruppenbild mit fünf in die Kamera lachenden Herren, vermutlich Mitarbeiter des WDR



Rom, Olevano Romano, Köln - hier arbeitete Zimmermann zwischen 1958 und 1964 an der Oper »Die Soldaten«

In der Zeit zurückwandernd, führen uns die folgenden Spaziergänge zunächst nach Italien, wo Zimmermann 1963/1964 als Stipendiat in der Villa Massimo in Rom und in der Casa Baldi im Dorf Olevano Romano lebte und an der Fertigstellung seiner Oper »Die Soldaten« arbeitete. Im Anschluss daran kehren wir in die 1950er Jahre und nach Köln zurück.
 

Rom 1963/64
 

Parkidylle in der Villa Massimo mit gefälschter Tempelruine, umgeben von üppiger mediterraner Vegetation, darunter große, weißblühende Kakteen, Agaven, Pinien und Zypressen. Rom 1963/64
 


Blick ins Atelier des Studio 10 der Villa Massimo. Am Schreibtisch rechts sitzt Zimmermann über die Arbeit an der Oper „Die Soldaten“ gebeugt, in die Kamera blickend links sein Sohn Gereon. Das Atelier hatte beeindruckende Ausmaße, war recht karg und rustikal, jedoch mit allem Notwendigen eingerichtet, im Winter recht kalt, dafür im Sommer entsprechend heiß aufgrund der sehr großen Fensterfront, die die Hälfte von Vorderseite und Dach des Ateliers einnahm. Im Hintergrund sieht man die Türen zu den Wohnräumen, die Zimmermann mit seiner Familie im Stipendienjahr 1963/64 bewohnte. Das Foto hat Zimmermanns Frau Sabine aufgenommen. Rom, Winter 1963
 


Blick ins Atelier des Studio 10 mit zwei der drei großen Schreibtische, links ein Beistelltisch mit abgedeckter Schreibmaschine, über dem Klavier ein Foto der Tänzerin Helga Held (damalige Primaballerina des Kölner Ballettensembles), neben der Tür das aus Köln mitgebrachte Radio samt Plattenspieler. Die kleine hölzerne Figur auf dem rechten Schreibtisch stellt einen dänischen Gardesoldaten dar und wurde Zimmermann von Freunden als Glücksbringer für die Arbeit an seiner Oper „Die Soldaten“ geschenkt. Auf den Papierabzug dieses Fotos, den er Helga Held von Rom nach Köln schickte, schrieb er: „Meine Arbeitsstelle – ansonsten Raum, Raum! aber keine Leere und keine Zugluft! (…)“ Rom 1963
 


Die Vorderseite des Studio 10 der Villa Massimo. Hier ist gut zu erkennen, wie viel Raum die Fensterfront einnimmt. Bei Konzeption und Bau der Ateliers wurde berücksichtigt, dass die Stipendiaten der Bildenden Künste viel Licht benötigten. Davon profitierte auch Zimmermann, der wegen seines schlechten Sehvermögens sehr dankbar war für diesen hellen Arbeitsplatz, an dem er die Partitur seiner Oper (und anderer während des Jahres komponierter Stücke) handschriftlich notierte. Auch von diesem Foto schickte er einen Papierabzug an die Tänzerin Helga Held. Auf die Rückseite schrieb er: „Mein Atelier von vorne, vom Park aus gesehen“. Rom 1963
 


Die „Atelierstraße“ der Villa Massimo. Das hintere Atelier ist das des Studio 10, wo Zimmermann mit seiner Familie wohnte, davor Studio 9 mit seiner riesigen Fensterfront, vorgelagert der Kiesweg, auf dem man knirschend jeden Schritt hörte. Im Vordergrund links einer der unzähligen Töpfe mit Agaven unterschiedlichster Größe. Die Häuser im Hintergrund gehören nicht zum Komplex der Villa Massimo, sie liegen außerhalb der die Villa umgebenden Mauer. Rom 1963



Die „Atelierstraße“ der Villa Massimo mit Studio 10 vorne links. Rom 1963


 

Vorderansicht des Haupthauses der Villa Massimo. Dieses Haus beherbergt neben einem Konzertsaal zwei sehr großzügige Wohnungen für „Ehrengäste“ in der oberen Etage mit ebenso großzügigen Terrassen, darüber hinaus eine Bibliothek, Büro- und Konferenzräume und das Arbeits- und Empfangszimmer des jeweiligen Direktors beziehungsweise der Direktorin der Villa Massimo. Rom 1963
 


Einige der vielen malerischen Details im Park der Villa Massimo: Rundbögen, Säule, Amphore und ein Durchblick auf die üppige Vegetation des Parks. Rom 1963

 

Weinanlieferung in großen Fässern auf einem Maultierkarren. Angestellte der Villa Massimo füllen den Wein in typische italienische Korbflaschen („Fiaschi“). Rom 1963
 


Weinanlieferung: Ein Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin der Villa Massimo halten ein Schwätzchen mit dem Weinhändler, der gerade ein Fass vom Maultierkarren hebt. Rom 1963

 

Olevano Romano 1964
 

Olevano Romano im Dunst, vom Weg zum Friedhof aus gesehen. Rechts im Bild auf dem Hügel die Casa Baldi, halb verdeckt von den Zweigen eines der unzähligen dort wachsenden Olivenbäume. Hier ist besonders gut zu sehen, wie sich das Dorf dem Bergrücken anpasst und an ihm entlang ins Tal hinunter zieht. Sommer 1964



Blick auf die Casa Baldi (Bildmitte), vom Weg zum Friedhof aus gesehen. Links vom Haus das Dorf, das sich von hier ins Tal hinunter schlängelt. Im Hintergrund ist ein Gebirgszug der Monti Prenestini zu erkennen. Im Bildvordergrund glänzen die Blätter eines Olivenbaumes in der Sonne. Olevano Romano, Sommer 1964



Die Casa Baldi vom Weg zum Friedhof aus gesehen, vorgelagert das Haus der im Dorf ansässigen Familie Mampieri. Olevano Romano, Sommer 1964



Panorama: die auf dem Hügel liegende Casa Baldi, das Dorf Olevano Romano und Bergketten des Apennins. Sommer 1964



Das Ehepaar Mastropietro. Die alten Leute bewohnten das Erdgeschoss der Casa Baldi und betreuten das Haus, wenn keine Stipendiaten dort wohnten. Diese bezogen für die Zeit ihres (unterschiedlich langen) Aufenthaltes das Obergeschoss, von dem auf diesem Foto nur ein kleiner Ausschnitt des Balkons zu sehen ist. Olevano Romano, Sommer 1964



Häuseransichten im Dorf. Zimmermann war fasziniert von der Gestalt italienischer Bergdörfer mit ihren ineinander verschachtelten Häusern, die sich an die Bergrücken schmiegen und aus der Ferne aussehen wie ein Teil des Berges selbst. Olevano Romano, Sommer 1964



Blick in die terrassierte Hügellandschaft der Umgebung von Olevano Romano. Dort wuchsen Wein und Olivenbäume. Die Stangen im Bildvordergrund gehören zum Garten der Casa Baldi. Sommer 1964




Köln 1950er Jahre
 


Zimmermanns Arbeitszimmer in der Wohnung Luxemburger Straße 197: Schreibtisch (an dem er unter anderem auch an der Oper „Die Soldaten“ schrieb), Flügel, Klavierhocker. Durch das Fenster sieht man schemenhaft Bäume des zum Weißhaus-Schloss gehörenden Parks. Köln 1955



Zimmermanns Arbeitszimmer in der Wohnung Luxemburger Straße 197: Schreibtisch und Flügel, darauf eine aufgeschlagene handschriftliche Partitur. Auf dem Stuhl Zimmermanns Tochter Bettina. Köln Sommer 1955



Flügel mit Klavierdrehhocker im Arbeitszimmer Luxemburger Straße 197. Köln 1955



Blick zum Teich am Weißhaus-Schloss, vom Balkon der Wohnung in der Luxemburger Straße 197 aus fotografiert. Dort wohnte Zimmermann mit seiner Familie zwischen 1955 und1965. Köln 1955



Blick vom Balkon der Wohnung Luxemburger Straße 197 zum Teich am Weißhaus-Schloss und zu Nachbarbalkonen. Köln 1955



Das Weißhaus-Schloss von der Luxemburger Straße aus gesehen. Köln, Herbst 1956



Straßenbauarbeiten: Die Luxemburger Straße wird asphaltiert (Richtung stadtauswärts fotografiert). Ganz links ist ein kleines Stück der Außenummauerung des Weißhaus-Schlosses zu sehen und auf den Gleisen die „Köln-Bonner Eisenbahn“ (KBE). Deren Schienen endeten damals am Barbarossa-Platz. Köln 1958 oder 1959 (Zimmermann hat eine 17 Fotos umfassende Dokumentation dieser Straßenbauarbeiten aufgenommen, die im weiteren Verlauf dieser allmählich wachsenden digitalen Ausstellung vollständig gezeigt werden soll.)



Straßenbauarbeiten: Die Luxemburger Straße wird asphaltiert (Richtung stadteinwärts fotografiert). Der Junge mit Schulranzen blickt auf die Häuserzeile, in der deutlich Kriegsschäden zu sehen sind: Die oberen Stockwerke eines offensichtlich nicht mehr bewohnbaren Hauses fehlen, im Erdgeschoss scheint jedoch ein Geschäft in Betrieb zu sein. Im Hintergrund rechts die KBE. Köln 1958 oder 1959



Porträt zweier Arbeiter. Im Hintergrund, auf der gegenüberliegenden Seite der Luxemburger Straße, steht ein Getränkewagen vor einer Eckkneipe. Köln 1958 oder 1959



Kölner Dom im heftigen Schneetreiben, Blick auf die Südfassade. Köln 1953 (Zimmermann hat eine Serie von rund 10 Fotos vom Kölner Dom im Schneetreiben aufgenommen. Sie sollen im weiteren Verlauf dieser allmählich wachsenden digitalen Ausstellung gezeigt werden.)



Kölner Dom im dichten Schneetreiben, von Osten her gesehen. Köln 1953



Bettina Zimmermann, 1952 in Köln geboren, studierte Ethnologie, Theater- und Filmwissenschaften sowie Germanistik. Ihre Expertise erstreckt sich über Freies und experimentelles Theater, Tanztherapie und langjähriges Engagement als Deutschlehrerin für geflüchtete Menschen.
2018 veröffentlichte sie den Band con tutta forza. Bernd Alois Zimmermann. Ein persönliches Portrait von Bettina Zimmermann. Dokumente, Briefe, Fotos, Zeitzeugen, wolke verlag, Hofheim.

Eine Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin.